Ein Kapitel schließt sich - doch die Reise geht weiter!
Liebe Unterstützerinnen und Unterstützer!
Seit der Reise durch Griechenland sind bereits einige Monate verstrichen. Der Alltag hat uns wieder. Doch unser Bild von der Krise hat sich dank Eurer Unterstützung gewandelt, ist klarer als vorher und von persönlichen Erinnerungen an Gespräche, Orte und Momente geprägt.
Bevor wir Euch einen kleinen Überblick über unsere Projektreise verschaffen noch ein paar Infos: Die Dankeschöns sind mittlerweile versendet - diejenigen von Euch, die Fotopakete bekommen dürfen ab nächster Woche mit Post rechnen. Es hat ein wenig gedauert, aber die Auswahl der vielen Fotos und Personen fiel uns nicht leicht.
Es gibt eine erste Ausstellung der Griechenland-Fotos in Frankfurt am Main! Weitere Infos findet Ihr am Ende dieses Beitrags.
Der Sommer ist längst vorbei und unsere Reise durch Griechenland beendet. Es waren sehr anstrengende, berührende und intensive Wochen. Wir möchten Euch noch einmal von ganzem Herzen danken, dass Ihr uns diese Erfahrung ermöglicht habt.
Zwischen Thessaloniki und Mykonos haben wir mit vielen Menschen über ihre Gefühle, Hoffnungen und Erfahrungen gesprochen. Jeder von ihnen hat seine eigene Geschichte und seine eigene Art, mit der Krise umzugehen.
Wir haben Erag kennen gelernt, der inmitten der Straßenschlachten um den Syntagma Platz in Athen vor zwei Jahren sein eigenes Restaurant eröffnet hat. Er und auch Stella, eine erfolgreiche Mathematikerin und Ökonomin hoffen, dass die Krise eine Chance bietet, umzudenken und zu einer Gesellschaft führen kann, in der Solidarität und Gemeinschaftssinn wichtiger sind als materialistisches Streben und politischer Machtmissbrauch.
Wir haben bis in die Nacht hinein mit Hafenarbeitern und alten Seemännern gesungen und diskutiert, die sich glücklich schätzen, noch Arbeit zu haben - auch, wenn sie seit Monaten auf ihren Lohn warten.
Auf Mykonos trafen wir die (Neu-)Reichen und Schönen, und wurden von einem Millionär in seiner Villa über den Dächern der Insel bekocht.
Wir haben die Angst in der Luft gespürt, wenn beim Aussteigen aus einem Zug auf dem Bahnsteig eine Armada schwer bewaffneter Polizisten bereit stand, um Menschen festzunehmen, die nicht die "richtige" Staatsbürgerschaft besitzen. Die Polizeirazzia "Xenios Zeus" gegen papierlose Migranten fand zur gleichen Zeit wie unsere Recherchereise statt und dauert an. Der mittlerweile offen zur Schau getragene Rassismus und die Toleranz vieler Griechen gegenüber den Neonazis der "Goldenen Morgenröte" haben uns schockiert und waren Teil vieler Gespräche.
Besonders beeindruckt hat uns immer wieder die Stärke und der Mut, der viele Menschen antreibt. Es sind oftmals die Kinder der "Generation Papandreou", die heute zwischen 20 und 35 Jahre alt sind und sich um ihre Zukunft betrogen fühlen und handeln. Sie gründen Projekte und Initiativen, um ihrem Ärger Luft zu machen, um etwas zu verändern. Wir haben Freundschaft mit den Mitgliedern des Omikron-Projekts geschlossen, einer Gruppe junger Athenerinnen und Athener, die durch mediale Kampagnen versuchen, auf das verzerrte Bild auf die Krise in den Massenmedien aufmerksam zu machen.
Wir haben mit jungen Menschen gesprochen, die zwischen Hoffnungslosigkeit und Aufbruchstimmung nach einem Weg suchen, ihre Zukunft lebenswert zu gestalten. Zwischen Nanda, einer Tochter aus gutem Hause, deren internationale Karriere als Tänzerin oder Schauspielerin vorprogrammiert ist und Tania, die nach ihrem Journalismusstudium nicht weiß, wie sie über die Runden kommen soll liegen Welten. Zwischen der Großmutter von Ioannis, deren Rente nach mehrfachen Kürzungen nicht mehr für die Kosten des Pflegeheims reicht und einer Rentnerin aus dem Athener Nobelstadtteil Kolonaki, die sich darüber beschwert dass sie ihr Immobilienportfolio reduzieren muss ebenfalls.
Es gibt sie nicht, die absolute Wahrheit. Eines jedoch haben all die Menschen, denen wir begegnet sind gemeinsam: Sie haben Hoffnungen, Träume und Ängste. Sie rücken enger zusammen, wissen den Wert von Freundschaften und Familie stärker zu schätzen. Sie machen sich unendlich viele Gedanken. Es gibt niemanden, der von den Auswirkungen der Krise nicht persönlich betroffen ist.
Die brutalen Kürzungsmaßnahmen der Troika treffen jedoch die am härtesten, die ohnehin ganz unten auf der sozialen Leiter stehen. Nach Kürzungen ihrer Löhne, Renten und Sozialleistungen, nach Erhöhung der Steuern und der Preise bleibt ihnen oftmals nichts mehr als das, was sie am Leib tragen. Es gibt noch unendlich viele anderer Beispiele und Geschichten. Das Projekt geht weiter. An dieser Stelle ist aber die Berichterstattung via startnext beendet.
Wenn Ihr ab und zu auf www.wearethepigs.com vorbeischaut und dran bleibt dann freut uns das sehr!
Eine Auswahl der Fotos wird im Rahmen der Ausstellung "Α-λήθεια | Nicht-Vergessen. Beobachtungen aus Griechenland in der Krise" gezeigt, bei der auch Arbeiten der Künstlerin Franziska Wildt, dem griechischen Journalist und Autor Achilles M. Peklaris sowie dem Medienkünstler und Aktivisten Kyriakos Mauridis zu sehen sein werden.
Die Ausstellung findet vom 7. - 13. Januar im "Kaiser P." in der Kaiserstraße 64 in Frankfurt am Main statt.
Die Abzüge der Fotos wurden durch Eure Unterstützung ermöglicht. Tausend Dank dafür!
Wir hoffen, dass einige von Euch aus dem Raum FFM zur Ausstellung kommen - und dass es uns gelingt, in 2013 weitere Ausstellungsmöglichkeiten zu organisieren.
Soweit, so gut. Wir bedanken uns bei Euch allen für Eure Energie, Unterstützung und Euer Interesse!
Wer WeAreThePigs in Zukunft weiter folgen möchte kann dies tun: Im Internet unter: www.wearethepigs.com
Auf facebook: www.facebook.com/wearethepigs
Wir wünschen Euch alles Gute!